Alleinstehende Frauen, die nebenan wohnen, Interesse an Männern haben und gern besoffen sind – Die neue Facebook-Suche

Wer auf der Suche nach Frauen ist, die gern betrunken sind, in der Nähe wohnen und auf Männer stehen, könnte bald bei Facebook fündig werden – die neue Suchfunktion Graph Search macht es – theoretisch – möglich. Es scheint an der Zeit, die Privatsphäre-Einstellungen erneut zu überprüfen.
Die neue Facebook-Suche soll laut Mark Zuckerberg das nächste große Ding sein: “Graph Search” liefert Antworten und keine Links zu Antworten, so das Mantra. Letztlich auch keine große Überraschung, dass Facebook sich die Milliarden an Daten und Querverbindungen zwischen den einzelnen Usern zu Nutzen machen möchte und für eine eigene Suchmaschine einsetzen möchte. Mal abgesehen davon, dass die bislang eher ein Graus war.

Verknüpfung von Likes

Der Angriff auf die Google-Suche entspricht aber auch dem Wunsch von Facebook, die Nutzer noch länger in der “gated community” von Facebook zu halten – ist also ein weiterer Schritt in Richtung Facebookisierung des Internets. Aber das ist hier gar nicht das Problem: Die neue Suche bei Facebook lässt begründete Sorgen über die Privatsphäre-Einstellungen zu, wie der Guardian schreibt. Denn irrwitzige bis gruselige Möglichkeiten können durch die neue Suche entstehen, wenn die Abermillionen an Likes kombiniert werden – nicht nur zum Vorteil der Nutzer.

Facebook setzt bei der neuen Suche auf die Medienkompetenz der Mitglieder. Wie die Blogs und eff.org zeigen, kann die neue Suche Ergebnisse zu Tage fördern, die vielen Beteiligten so nicht gefallen dürften. So könnte beispielsweise nach Frauen gesucht werden, die an Männern interessiert und gern betrunken sind. Fotos der Frauen inklusive. Oder man könnte nach verheirateten Männern suchen, die auf Prostituierte stehen. Sicherlich auch delikat.

Privatsphäre-Einstellungen überprüfen

Es wird in den Suchergebnissen aber natürlich nur das gezeigt, was auch vorher öffentlich geliked wurde. Wer die Datenschutzmöglichkeiten von Facebook bewusst einsetzt, also das Profil nur für bestimmte Leute öffentlich sichtbar macht oder Inhalte nur einem exklusiven Zirkel zugänglich macht, der wird mit dem neuen Graph Search keine Probleme haben.

“Über die logische Verknüpfung von Daten werden aber auf einmal Zusammenhänge sichtbar, die man zuvor nur schwer einsehbar waren. Dem Nutzer wird so sehr einfach aufgezeigt, welche Daten Facebook besitzt. Gerade beim Auffinden von Informationen hat dies enorme Vorteile und bietet einen wirklichen Mehrwert, hat aber natürlich auch eine Kehrseite. Wer zu locker mit seiner Privatsphäre auf Facebook umgeht, wird auf einmal sehr einfach auffindbar, auch zu unangenehmen Themen, die man selbst schon vergessen hatte”, sagt Philipp Roth von allfacebook.de, der die Suche bereits getestet hat.

Keine Panik

Sicherlich: Die meisten Leute werden von den unerwünschten Möglichkeiten der Facebook-Suche nicht betroffen sein, wie auch Techcrunch.com schreibt. Und ja, Facebook möchte die Suche dafür auch garantiert nicht benutzt wissen und verweist darauf, dass sie die Privatsphäre-Einstellungen der Nutzer nicht ändern. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die neue Suche nicht zweifelhafte Ergebnisse ans Licht bringen könnte.

“Wissen über uns gegenseitig zu teilen ist prinzipiell eine gute Idee, weil so das gegenseitige Verständnis gesteigert werden kann”, räumt Blogger ein. “Allerdings”, fährt er fort, “geschieht dies am besten unter einer individuellen und kulturellen Bereitschaft dazu. Wenn Facebook diesen Prozess durch Graph Searches ‘erzwingt’, weil es die Verbindung zwischen fehlendem technischen Nutzerwissen (Datenschutzeinstellungen) und den dann nicht freiwillig und wissentlich geteilten Infoverbindungen ignoriert, schadet Facebook individuellen und kulturellen Werten und Wünschen. Facebook braucht sich nicht wundern, wenn nun deutlicher von Seiten der Datenschützer eingeschritten wird”, gibt Best zu bedenken.

Noch ist die neue Suche von Facebook nicht weltweit eingeführt – vielleicht ein guter Zeitpunkt, die eigenen Privatsphäreeinstellungen zu kontrollieren. Und die eigene Medienkompetenz zu erhöhen.

Dieser Artikel ist auf heute.de erschienen.

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