Circa News App – Die Zukunft des digitalen Journalimus?

Das Versprechen klingt ziemlich vollmundig: Circa – The best way to read news on your phone! Wenn man sich allerdings anschaut, wer die besagte Werbebotschaft verspricht, dann muss man vielleicht doch schon mal etwas genauer hinschauen.

Matt Galligan, laut Business Insider einer der Top 100 Unternehmer des Silicon Valley, und der Viral-König Ben “I Can Has Cheezburger” Huh, Gründer des Cheezburger Network, haben sich 2011 zusammengetan um die News-Industrie mal ordentlich auf den Kopf zu stellen: Circa heißt die Milliarden-Dollar-Wette. Nix hier mit ordinären Medienunternehmen, die mühevoll Artikel schreiben lassen und originären Journalismus betreiben. Auch hat ihre Firma Circa nichts mit reinen Content-Schleudern zu tun, wie es andere News-Aggregatoren wie GoogleNews & Co bereits erfolgreich betreiben. Nein, Circa will Top-Stories mobil so überschaubar aufbereiten wie es kein zweiter Player am Markt kann. Seit ein paar Tagen ist die App erhältlich.

Instead of writing articles or summarizing, Circa`s editors gather top news and break down stories to essential points – facts, quotes, photos and maps.

Die These lautet: Mit der herkömmlichen Nachrichtenwelt ist es ziemlich mühselig und übersichtlich – gerade in der mobilen Ausspielung – immer top-aktuell informiert zu sein. Mit Circa soll es möglich sein, Inhalten zu folgen, um so immer auf dem neuesten Stand zu sein. Die App erinnert damit ein bisschen an einen Live-Blog: Wann immer etwas neues auf dem Markt ist, bastelt einer der Circa-Redakteure daraus ein speziell für das Iphone aufbereitete Story-Häppchen (Points), das einem, sobald man einem Thema folgt, automatisch präsentiert wird. Die Quellen-Angabe erfolgt am Ende des Points.

Points can be short paragraphs, quotes, photos, maps, and other details.

Bislang funktioniert die App nur für Themen, die in den USA relevant sind, da das Team der Redakteure rein englischsprachig aufgestellt ist. Auch dürfte es in Deutschland mit Blick auf das #lsr auf Vorbehalte stoßen. Es zeigt aber durchaus, wo die Reise des digitalen Journalismus hingehen könnte – auch für den deutschen Markt, hat doch gerade gestern einer der deutschen Top-Nachrichten-Onliner mit seinem Abgang zum Guardian unterschwellig zum Ausdruck gebracht, dass Deutschlands Beweglichkeit begrenzt ist und der angelsächsische Raum Vorbildfunktion hat. Die vier Hauptthesen lauten:

  • Technik bestimmt den Inhalt
  • Starke Reduktion der Inhalte
  • Schwerpunkt auf Geschwindigkeit
  • Redakteure ja, aber eher mit kuratierender Funktion
  • Journalistische Marken verlieren an Bedeutung

Ich bin jedenfalls gespannt, wann es in Deutschland ein vergleichbares Angebot geben wird. Es kann doch nicht sein, dass wir es hierzulande nur mit Rohrkrepierern zu tun haben…

Hi, mein Name ist Martin Giesler. Ich bin Nachrichten-Redakteur beim ZDF in der Redaktion von heute.de. Hier auf 120sekunden.com blogge ich über Medien und alles, was mich sonst so interessiert || Meinen Newsletter mit den besten Links der Woche kann man hier abonnieren.